Wir lieben was wir machen: mechanische Uhren
Als Daniel Dreifuss noch Banker war, zuletzt in New York, war sein Leben noch schnell. Zeit war Geld. Dann brach das Finanzsystem zusammen. Dreifuss nicht. Er wandte sich vom Geld ab und der Zeit zu. Der spektakulär durch mechanische Uhren inszenierten Zeit. Seit über 25 Jahren ist der Ostschweizer zurück im New York der Schweiz – in Zürich. 1997 meldet er die Marke Maurice de Mauriac an. Seitdem genießt er die Entschleunigung des sorgsamen Uhrenmachens und verkauft sie in die ganze Welt. Zeit ist nun Liebe – aber ganz anders.
Das Herz von Maurice de Mauriac schlägt nahe des Paradeplatzes im Atelier in der Tödistrasse. Maurice de Mauriac begegnet einem immer und überall als sympathisches, menschliches, warmes Familienunternehmen. Neben Dreifuss trifft man auch seine beiden Söhne Massimo und Leonard in verantwortlicher Rolle im Atelier. Seine Frau, Claudia Ginocchio, Kunstmalerin, inspiriert mit ihrer Arbeit in ihrem Atelier zwei Häuser weiter. Masha, seine Tochter, befruchtet Dreifuss’ Denken mit ihren unverbraucht jugendlichen Gedanken.
Bei pechschwarzem Espresso, frischem Olivenbrot und anderen Genüssen sitzt Daniel Dreifuss an seiner Tischuniversität, fühlt, riecht, betrachtet Material- und Verarbeitungsmuster, fertige Uhren und seine Ideen, die ihm zu hunderten durch den Kopf gehen. Immer wieder greift er zum iPhone und pflegt persönliche Kontakte zu Kunden, Lieferanten, Dienstleistern – zur großen Markenfamilie. Ja, er nimmt diese Kontakte sehr ernst und lässt sich auch nicht nehmen, sie mit seinen Söhnen zusammen zu pflegen. Denn Dreifuss ist auch ein Menschensammler. Er will fühlen, von was seine Großfamilie träumt, was sie treibt, sie bewegt und was sie weiss. Daraus zieht er Ideen für neue Uhren und Uhrenbänder. Er nimmt der digitalen Familie den Puls ab und liebt es, mit diesem Rhythmus zu leben und zu arbeiten.
Farbdenker ist Dreifuss auch. Er denkt in Farben, strukturiert in Farben, fühlt Farben und hört Farben. Wo andere nur rot sehen, hört und fühlt Dreifuss auch rot. Bis eine Lederfarbe für ein Uhrenband gefunden ist, die Zeigerfarbe so ist, wie er sie fühlen möchte, Optik und Haptik einer Bronze stimmen, haben andere eine große Komplikation neu entwickelt. Er ist eben ganzheitlicher Uhrenmacher und kein Uhrmacher. Man sieht es den Uhren nicht nur an, man fühlt diese Liebe zum Detail auch.
Fragt man Daniel Dreifuss, warum er so ist und die Mühsal dieser sinnlichen Detailverliebtheit auf sich nimmt, überrascht die Antwort nicht wirklich: Er liebt, was er macht. Er liebt, wofür er es macht: Für seine Familie. Für die Großfamilie der Freunde seiner Marke, weil sie jede Mühe wert sind. „Meine Familie ist ganz nah an der Marke Maurice de Mauriac und wir alle lernen. Mehr kann man seiner Familie für das Leben nicht mitgeben.“
Am Abend verabschiedet Daniel Dreifuss den letzten Kunden. Seine neue Uhr ist einzigartig und wird von einem besonderen Uhrenband mit ihm verbunden durch das Leben gehen. Er ist verliebt und glücklich mit seiner Maurice de Mauriac. Im Hintergrund das leise Ping einer Bestellung, irgendwo in Amerika über Dreifuss’ Webshop aufgegeben. Wieder ein neues Familienmitglied. Ein friedliches Bild in der Tödistrasse. Zeit ist hier nicht Geld, sondern Liebe.